Ich las kürzlich in Scott Malthouses Blog Trollish Delver den kurzen Artikel It's time to stop fetishizing the role of GM. Scott bemängelt darin, dass es, am Beispiel von Twitter, nur zwei Extreme zu geben scheine: Die Angst/Nervosität vor dem (ersten) Leiten und der Anspruch, eine unglaublich gute Spielleitung zu sein. Ich bin komplett auf Scotts Seite, wenn er weiter schreibt, dass die Spielleitung im Grunde auch nur eine weitere Spielerin oder Spieler ist.
Die meisten sind keine professionellen Geschichtenerzähler*innen
Es ist okay, nicht jede Spielregel auswendig zu wissen, wir können uns untereinander helfen, auch als Spieler*in. Niemand muss Stimmen nachmachen oder mit wechselnden Verkleidungen um den Tisch springen. Matt Mercer ist als Spielleitung toll, aber nur die wenigsten können oder wollen so einen Aufwand betreiben. Ich vermute, dass die meisten Spielleitungen sich selbst schon genügend Druck machen, weil sie einem medialen Bild oder einem Selbstanspruch gerecht werden wollen, was nicht realistisch sein muss – oder es einfach nicht ist.
Meine eigenen Ansprüche
Ich merke das auch an mir selbst. In meinem Kopf hätte ich gern cinematische Spielabende mit multimedialen Elementen und einer hohen, spielerischen Ernsthaftigkeit. Je nach Genre kann es traurig, ernst, dramatisch oder auch sehr lustig zugehen. Selbst, wenn alle Spielenden da ähnlich denken, wird es nicht immer so funktionieren. Das ist okay, finde ich. Es gibt magische Abende und dann welche, die „solide“ oder „okay“ waren. Ist wie beim Sex.
Spieltypen
Natürlich gibt es auch unterschiedliche Spieler*innentypen. Einige sind proaktiv unterwegs, gestalten die Welt mit, wenn sie gelassen werden; andere lassen sich gern bespielen und reagieren nur. Und es gibt auch unterschiedliche Spiellleitungen. Einige bereiten sich extrem detailliert vor; andere haben sich ein paar Notizen gemacht und wieder andere gehen komplett frei und aus dem Gedächtnis ran. Auch hier gilt, finde ich: Sucht euch eure Mitspielenden gut aus, damit es passt.
Ich zum Beispiel bin ein Spielleiter, der neben der Hauptgeschichte immer zwei, drei weitere Aufhänger parat hat, ansonsten aber den Spielenden viel Freiraum lässt. Als Spieler hingegen lasse ich mich auch gern mal bespielen und mag mich dann gar nicht so anstrengen.
Bei Mastodon schrieb gerade jemand, dass er für die Meinung, dass die SL auch nur Spieler*in sei, schonmal verbal ordentlich Prügel bezogen habe. Ihm wäre gesagt worden, dass das zu wenig Wertschätzung für die Arbeit sei. WdF. Wer sich auf die freiwillige Mühe des Leitens dermaßen etwas einbildet und scheinbar das eigene Ego streicheln muss … na ja. Da hat jemand wohl etwas nicht verstanden.
Letztlich spielen wir alle zusammen nur ein Spiel …
… in einem tollen Hobby, das manchmal leider genauso von den Medien geprägt ist wie andere Bereiche auch. Inklusive unrealistischen Erwartungen an unsere Mitmenschen und manchmal wohl auch schräge Egotrips.
Unterstützt eure Spielleitung, wenn ihr könnt.
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