Spielvorstellung: Maleficium – ein tarotbasiertes Horror-Rollenspiel

David Ruschkowski, der Entwickler des settingunabhängigen Horror-Rollenspiels Maleficium, kontaktierte mich (und andere) vor nicht langer Zeit, ob ich nicht was zu seinem Spiel schreiben wolle. Er stellte mir sein Spiel so vor:

Maleficium ist ein settingunabhängiges Horror-Rollenspiel für kurze Abenteuer (ein bis wenige Spielabende). Die Spielercharaktere werden zu Beginn des Szenarios verflucht und versuchen nun gemeinsam den Fluch zu lösen, bevor sie an ihm zugrunde gehen. Statt mit Würfeln die Geschicke ihrer Charaktere zu bestimmen, ziehen die Spieler Tarotkarten, die dann entlang der Regeln und ihrer esoterischen Bedeutung vom Spielleiter interpretiert werden. Einfache, aber robuste Regeln senken die Schwelle für neue Spieler, der geteilte Fluch schweißt zu einem gemeinsamen Ziel zusammen.

Die Idee sprach mich gleich auf mehreren Ebenen an: Es geht um Horror, Maleficium ist kartenbasiert und die Hauptfiguren sind verflucht. Ich hatte noch keine Möglichkeit, das Spiel auszuprobieren (was ich vorhabe), aber ich habe natürlich schon einen Blick in das mir zugesandte Regelwerk geworfen.

#Erste Eindrücke

#Der Fluch

Ein integraler Bestandteil von Maleficium ist der Fluch, unter dem alle Hauptfiguren leiden. Sie sind gleichermaßen betroffen und können sich den Fluch gemeinsam oder auf unterschiedliche Weise zugezogen haben. Ein Fluch kann zum Beispiel die Besessenheit durch einen bösen Geist sein, eine katastrophale Pechsträhne, die Verwandlung in ein Monstrum, eine tödliche Krankheit oder etwas anderes, das gravierend genug ist. Die Spielleitung nutzt den Fluch, um den Figuren das Leben schwer zu machen (sie Stress auszusetzen) und sie langsam zu zersetzen (manchmal sogar wörtlich!). Der Fluchwert der Figuren beginnt bei 1 und wird unter bestimmten Voraussetzungen erhöht, bis er 5 erreicht. Ab dem Punkt ist eine Figur aus dem Spiel und der Fluch hat sie final ereilt.

#Konfliktauflösung per Tarotkarten

In Maleficium haben die kleinen und großen Arkanakarten eines Tarotdecks Auswirkungen auf Handlungen und die Spielfiguren. Es ist hierbei wichtig, in welcher Orientierung eine Karte gezogen wurde, weil es festlegt, ob die Auswirkung positiv oder negativ ist. Die Verwendung von (tarotähnlichen) Karten habe ich auch schon bei Rollenspielen wie IDEE! von Daniela Festi oder Engel und Everway gesehen. Das ist mal was anderes als das Rollen von Würfeln und kann eine ganz eigene Atmosphäre erzeugen. Gerade bei Horrorspielen finde ich das Konzept prinzipiell sehr gut, wenn alle bei einer flackernden Kerze in einem dunklen Raum sitzen und sich des Fluchs und grausiger Kreaturen erwehren.

#Die Hauptfiguren

Es müssen nicht immer mit Werten zugebombte Figuren sein, die man darstellt. Und ich mag es, wenn auf dem Figurenblatt Dinge stehen, die mir auf einen Blick dabei helfen, ins Rollenspiel zu finden. Bei Maleficium definieren sich die Hauptfiguren hauptsächlich über Makel, die sprachlich frei gewählt werden: Ängste, Fehler und Schwächen. Die Angst vor der Dunkelheit, jemanden zu enttäuschen oder Fehler der Vergangenheit zu wiederholen; der Fehler, einer Sekte beigetreten zu sein, jemanden im Stich gelassen zu haben; die Schwäche einer Abhängigkeit, Impulsivität oder Wankelmütigkeit – es sind keine Grenzen gesetzt. Zusätzlich legen die Spielenden für ihre Figuren noch Schwerpunkte fest, die im Prinzip frei formulierte Fertigkeiten sind. Beispiel für eine Figur: Einbrecher:in, Schleichen, Schlösser knacken, flink, unauffällig – auch hier weiß ich, ohne irgendwelches Gerechne, was meine Figur grundsätzlich kann. Es gibt abschließend noch drei relativ klassische Attribute, die per Punktevergabe definiert werden.

#Crowdfunding und Website

Seit dem 14.05.23 sammelt David Geld, um Illustrationen für Maleficium in Auftrag geben zu können. Es bleibt abzuwarten, ob das Ziel von 5.000 Euro erreicht wird, der Betrag ist relativ hoch, finde ich. Nach dem ersten Tag der Kampagne sind 7 Prozent der Summe eingegangen – das wird hoffentlich noch anziehen.

Möchtet ihr euch neben der Crowdfunding-Seite noch informieren, könnt ihr das auf der Maleficium-Website tun. Dort findet ihr auch das Szenario aus dem Regelheft, damit ihr einen Eindruck bekommen könnt.

#Fazit

Ich wünsche Maleficium eine gute Zukunft, ganz unabhängig von der Finanzierung der Illustrationen. Ein settungunabhängiges Horror-Rollenspiel, das zusätzlich noch auf Tarotkarten setzt, finde ich super. In meinem Fall ruft es danach, ein Abenteuer im Genre des Kosmischen Horrors zu leiten.

 CC-BY-NC für die Textinhalte: Thorsten Panknin, 2023. Technisch ermöglicht durch Typemill.