Tunnel Goons: Der Drachenschlüpfling im Dämmerwald

Dies hier ist eine Fortsetzung in der Dämmerwald-Reihe, dessen ersten Blogartikel ihr woanders findet.

Der Drachenschlüpfling Morgunin
Der Drachenschlüpfling Morgunin

Ich endete im ersten Artikel ja so: „Kurz vor der finalen Begegnung mit den Räuber:innen haben wir uns auf die nächste Spielrunde vertagt, um nicht mitten im Showdown aufhören zu müssen.“ Nachdem wir eine Weile aussetzen mussten, ging es kürzlich im Dämmerwald weiter.

Nachdem die Gruppe in den einen Eingang gehechtet war, erkundeten sie den Pelzzacken auf der untersten Ebene und kamen schließlich in der Nähe einer Höhle an, in der sich mehrere Räuber:innen befinden mussten. Der jüngste der Bande wurde aus der Höhle heraus losgeschickt, um den zwei Wachen auf dem Gipfel des Pelzzackens etwas zu essen zu bringen – den Burschen käschte sich unsere Gruppe sofort, um ihn zu verhören. Die Ansprache unseres Kämpfers war wohl etwas sehr düster und pointiert, sodass der Junge anfing, um Hilfe zu schreien. Er wurde kurzerhand ausgeknockt und in der Höhle wurden hektisch Tische und Stühle umgestoßen. Es würde bald haarig werden, also warf unsere Gnomen-Schurkin eine ihrer Nebelbomben um die Ecke und es ging …

Auf in den Kampf!

Der Bandenanführer und die zwei weiblichen Zwillinge in der Höhle hatten arg mit dem Nebel zu kämpfen, deshalb nahm Gnomia Anlauf und sprang mit gezückten, pinken (!) Wurfsternen in den dichten Dunst und landete tatsächlich hinter den hustenden Gegner:innen. Es kam dann zu einem Austausch von Wurfsternen, Dolchen und Schwertern, den unserer Gruppe für sich entschied. Die Zwillinge teilten etwas aus (wurden aber letztlich getötet), der Anführer – eigentlich der gefährlichste Gegner! – konnte nicht einen Treffer landen und trat, durchlöchert von Wurfgesschossen und scharfen Klingen, aus dem Leben. Unser Kämpfer fand bei ihm ein rötlich schimmerndes Amulett, das er kurzerhand einsteckte. Unsere Gruppe wähnte sich schon als Sieger:innen, als von hinten Pfeile auf sie zugeschossen kamen – die Bogenschütz:innen, D'oh! Diese gaben nach einem kurzen, aber heftigen Kampf auf und wurden dazu verdonnert, zu gestehen, was es mit dem Amulett auf sich hatte. Es stellte sich heraus, dass der Anführer damit einen Drachenschlüpfling kontrollierte, den er in einem Käfig in der Höhle hielt.

Morgunin

Vorweg eine kleine Anekdote: Der Name des Drachenschlüpflings ist der eines Mastodon-Nutzers gleichen Namens, der mir bei der Recherche zu Drachen in Rifts/Palladium half. Als Dank habe ich den Drachen nach ihm benannt. Ich danke dir! Außerdem scheint dem Nutzer Morgunin diese Blogartikelreihe zu gefallen, was mich sehr freut.

Unsere Gruppe stieß durch den nachlassenden Nebel in die Höhle vor und fand gegenüber des Eingangs tatsächlich den Käfig mit dem Drachenschlüpfling vor. Er war etwa sechs Meter lang und schlich ruhelos in dem viel zu kleinen Gefängnis herum. Es wurde schon von Weitem klar, dass die Gruppe es mit einem gefährlichen, raubtierhaften Wesen zu tun hatte – frisch geschlüpft oder nicht. Sie näherten sich vorsichtig, unser Kämpfer zog vorsichtig das Amulett aus der Tasche, worauf der Drachenschlüpfling sehr aggressiv reagierte. Plötzlich ertönte eine Stimme im Kopf des Kämpfers: „Lass mich freiii …“ – nach einem kurzen telepathischen Austausch zwischen den beiden und letztlich auch allen anderen vor Ort, entschied sich der Kämpfer dazu, Morgunin zu befreien. Aber eine Bedingung gab es noch: Er musste Mornunin versprechen, das Amulett zu zerstören. Das tat er schlussendlich vor dem Pelzzacken und in einer unsichtbaren, aber mächtigen, magischen Explosion wurde das Artefakt vernichtet. Morgunin begann sich kurz darauf zu recken und zu strecken und wuchs in sehr kurzer Zeit auf etwa 80 Prozent seiner Endgröße an. Diese etwa 16 Meter und 2 Tonnen Gewicht würde er in seinem Lebensabschnitt als Schlüpfling noch weitere 650 Jahre beibehalten, bis er dann erwachsen sein würde.

Morgunin bat die Gruppe vor ihn zu treten, was sie, teilweise durchaus ängstlich, taten. Er dankte ihnen dafür, dass sie die Abmachung eingehalten hatten, trat einen kleinen Schritt vor und berührte alle jeweils mit der Klauenspitze in der Mitte der Stirn. Sie verspürten eine seltsame Energie durch sich hindurchfließen und bemerkten alle verwundert, dass ihr Körper oder Geist stärker geworden war. War Morgunin im vorherigen Austausch eher knapp und lauernd gewesen, änderte sich das für einen kurzen Moment, nachdem Gnomia ihm auf ihre unnachahmlich knuffige und etwas naive Art gedankt hatte. Er erwiderte ein schmunzelndes „Keine Ursache.“ und erhob sich auf mächtigen Schwingen in den Nachthimmel.

Zurück nach Helmstadt … mit einem besonderen Jagdhorn

Die Gruppe hatte ihren Auftrag erfüllt, der Kämpfer trennte als Beweis noch den Kopf des Bandenanführers ab, den er dem Bürgermeister und Auftraggeber übergeben wollte. Unsere dunkle Schamanin durchsuchte noch einmal den Leichnahm und entdeckte ein schwarzes Jagdhorn, das sie einsteckte, nachdem ihre Sinne ihr ein gewisses, undefiniertes Potenzial vermittelt hatten. Sie schlugen für die Nacht ihr Lager auf und die Schamanin blies während ihrer Nachtwache vorsichtig in das Horn, ohne dass etwas passierte. Sie machten sich am nächsten Morgen auf den Weg zurück.

Die Schamanin versuchte sich sich erneut am Jagdhorn und blies kräftig hinein, während die Gruppe an diesem schönen, sonnigen Frühlingsmorgen auf dem Weg war. Diesmal tat sich etwas: Plötzlich war es wieder finstere Nacht, als hätte jemand einen Schalter umgelegt! Die Tiere der Umgebung verstummten nach und nach und es legte sich eine nächtliche Stille auf das Land. Die Schamanin war hocherfreut, ist die Nacht doch eher ihre Domäne als der Tag. Die anderen in der Gruppe waren mindestens mächtig irritiert. Nach 2 (1W6) Stunden war der Spuk wieder vorbei.

Die Gruppe holte sich in Helmstadt ihre Belohnung ab und wurde gleich für eine weitere Aufgabe angefragt: In einer Stadt hinter dem Dämmerwald sollten Kinder verschwunden sein, wenige seien tot und durch viele, kleine Löcher gezeichnet wiedergefunden worden. Es gehe das Gerücht um, dass ein Schlangenkult dafür verantwortlich sei und die dortige Region bedrohe. Die Gruppe nahm den Auftrag an, wollte sich aber noch eine Nacht ausruhen. Sie machten sich auf, in verschiedenen Läden ihre Utensilien aufzufrischen, danach ging es in die Schänke, um etwas zu feiern. Am Nebentisch machte eine Gruppe von Zwerg:innen mächtig Party und es ging hoch her. Sogar die Schamanin nahm etwas Alkohol zu sich und die Zwerg:innen gingen richtig ab. „WIRT, NOCH EINE RUNDE FÜR ALLE!!! HEYYYYY! HOOOO! Krüge klinken

Eine Gestalt am Fenster in der Nacht …

Kurz, bevor die Gruppe sich zur Nacht begeben wollte, bemerkten zwei am Schänkenfenster eine dunkle, berobte Gestalt, die in die Schänke zu blicken schien. Und für einen kurzen Moment war eine gespaltene, schlangenartige Zunge zu sehen …

Spielleiten

Es war auch diesmal etwas Improvisation dabei. Ich hatte mir grundsätzliche Gedanken zum Drachenschlüpfling gemacht – immerhin hatte ich ungeplante Hilfe beim Namen, das hätte sonst ewig gedauert! :D! – und wie er sowohl auf Angriff als auch Hilfe reagieren würde. Die Gruppe tat das Richtige und zerstörte zusätzlich das Amulett. Haben die Figuren dadurch einen guten Freund gewonnen? Eher nicht, denn Drachen sind eher selbstzentriert, aber er ist ihnen bei späteren Begegnungen zumindest wohlgesonnen.

Die abschließende Szene mit dem Bürgermeister und dem Angebot des neuen Auftrags schüttelte ich relativ locker aus dem Ärmel, am Ende des spielinternen Abends folgte ich aber einem Impuls aus dem Bauch heraus: Ich ließ die dunkle Gestalt des Schlangenkultes kurz auftauchen, um deutlich zu machen, dass die Gefahr nicht mehr so weit weg war, wie gedacht.

Fazit

Es hat mir – und den anderen, wie sie sagten – wieder viel Spaß gemacht. Es waren düstere, lustige und intensive Szenen dabei, eine gute Mischung. Wir haben uns für kommende Woche bereits wieder verabredet. Ich freue mich darauf.

CC-BY-NC-SA by Thorsten, 2023. All Rights Reserved. Built with Typemill.