Valland – OSR-Rollenspielrunden am Offenen Tisch

Seit ein paar Wochen organisieren zwei andere Rollenspieler und ich ein Experiment – das Valland-Projekt. Wir lehnen uns sehr locker an der Westmarches-Idee von Ben Robbins an und leiten/spielen mit dem Konzept des Offenen Tisches und einem Spielendenpool von etwa 15 Leuten OSR-Runden.
Wie funktioniert Valland?
Wir haben vor einigen Wochen mal wieder festgestellt, dass die Terminfindung als Erwachsene, teilweise mit Familie, Job, Kindern, schwierig ist. Regelmäßige Runden mit denselben Leuten durchzuführen, kann funktionieren, aber irgendwer fehlt immer mal, manchmal auch mehrere, und dann fällt die Runde vielleicht aus. Dem wollen wir entgegentreten, indem wir einen Spielendenpool betreiben, in dem die Leute frei mitspielen können – selten, manchmal, regelmäßig, immer, … Wir spielen ab zwei Mitspielenden, Leute können unkompliziert nachrücken, bisher musste wegen kurzfristigem Fehlen von Spieler:innen keine Runde ausfallen. Und mit das Coolste: Spielfiguren können zwischen den Regionen wechseln!
Regelwerk und Regionen
Wir „betreiben“ mit den Regeln des Shadowdark-Rollenspiels von Arcane Library in unserer frümittelalterlichen Fantasy-Welt Valland bisher drei verschiedene Regionen: Ynys Cyrn, eine Gesellschaft geprägt von viel Wildnis und inspiriert von der Sagenwelt der walisischen Kelten, mit Feen und Anderswelten; die Mythische Unterwelt, eine Anderswelt zugänglich über Höhlen und Kavernen, erstreckt sich über weite Teile der gesamten Welt mit Zugängen in allen Gebieten und schließlich meine Region Dunkelheim: Sie ist von der Ravenloft-Spielwelt für D&D und dem Gothic-Horror-Genre inspiriert.
Spielpool
Wir organisieren uns über über eine Signal-Gruppe, in der sich aktuell etwa 15 Leute befinden, und über ein öffentliches Wiki. Die Spielleitungen bieten, je nach Zeit und Laune, Runden an, Interessierte können sich im Wiki für angebotene Runden eintragen. Gespielt wird über das Webkonferenzsystem BigBlueButton, was bisher super funktioniert hat.
Ich hatte schonmal kurz in einem ähnlichen Projekt mitgespielt, organisiert von Alex Schröder. Damals hatte mich die Art des OSR-Spiels dort nicht gegriffen, weshalb ich schnell wieder aufhörte. Nun passt es mit meinen zwei Mitstreitern besser und wir rocken regelmäig das Rollenspielhaus, wenn die Zeit es zulässt.
Die Spielenden nehmen das Projekt gut an, es ist manchmal gut was los im Chat. Wir hatten auch schon Prä-Spiel-Trashtalk zwischen Spielenden und SL, das war saulustig.
Wiki
Wir nutzen das webbasierte Campaign Wiki von Alex Schröder, das sehr einfach aufgebaut ist, aber die grundlegenden Funktionen eines Wiki gut abdeckt. Wir verwenden Markdown als Auszeichnungssprache statt Wiki-Creole. Es gibt neben der Startseite eine im Aufbau befindliche Bibliothek, in der wir Informationen zum Projekt sammeln, eine Seite für die Spielrunden und interne Seiten für den Spielendenpool und die Figuren. Wir bearbeiten das Wiki, wann immer wir Lust dazu haben.
Das Tavern Board
Die Idee dazu hatte einer der Projektkollegen: Am Schwarzen Brett der lokalen Taverne halten wir SL mögliche Abenteuer(-ideen) vor, aus denen Spielrunden werden könnten. Einige der SL verwenden bereits veröffentlichte OSR-Abenteuer, ich setze komplett auf Eigenarbeit – weil ich gar nicht so viele fertige, externe Abenteuer besitze und weil mir das Abenteuerausdenken Spaß macht. Ich habe mir im Stil eines Abenteuertitel-Generators einige Namen für Abenteuer ausgedacht, die ich mit etwas Vorlauf zu Kurzabenteuern ausarbeiten kann: Die Krypta des Todes, Im fahlen Mond der Nacht oder Der Monolith im dunklen Wald sind einige Beispiele. Generell: Haben mindestens zwei Leute auf ein gelistetes Abenteuer Lust, leitet die entsprechende SL es für sie.
Ich hab bisher ein Kurzabenteuer in meiner Region, Dunkelheim, geleitet, das bald dem Ende zugeht. Es beinhaltet einen Werwolf und einen Ghoul und es hat mir viel Spaß gemacht. Ich kam mit den teils wechselnden Spielern gut zurecht und werde meinen Teil der Spielwelt während der Erfahrung weiterentwickeln.
Meine bisherigen Erfahrungen und Schlüsse im Projekt
Da wir hier im Prozess sind, habe ich schon einige Erfahrungen gesammelt:
- In Valland ist eine gewisse Flexibilität notwendig und wir erarbeiten uns noch die Feinheiten. Wichtig ist uns, dass wir Spaß haben sowie freundlich und wohlwollend miteinander umgehen. Der Rest findet sich.
- Die Unterschiedlichkeit der Regionen und Spielstile macht Laune. Wir SL leiten zwar nach einem gemeinsamen Konzept, aber nicht komplett gleich – und das ist gut so. Als ich mir überlegte, was ich mit Dunkelheim anstellen wollte, wurde mir schnell klar, dass ich ravenloftig spielen möchte, es also gruselig werden würde. Die keltisch-walisische Ecke Ynys hat eher etwas Märchenhaftes für mich, die Region Mythische Unterwelt ist eher megadungeonartig.
- Erfahrungspunkte gebe ich pro Spielabend, nicht am Ende des Abenteuers. Es kann sein, dass die Spielenden wechseln und eine Figur, die zwischendurch mal dabei war, erhält nicht die Erfahrung des Finales. Das fände ich nicht fair.
Ich hab richtig Lust, weiterzumachen. Wir haben eine richtig coole Gemeinschaft, finde ich.